STRATEGIE STADT

Utopiastadt

In den Jahren 2013 und 2014 begleitete Dr. Wolfgang Wackerl in Kooperation mit dem Büro startklar im Kontext des NRW-Programms „Initiative ergreifen“ die Projektentwicklung Utopiastadt in der Startphase. Dabei ist es in Zusammenarbeit mit dem bürgerschaftlichen Engagement vor Ort gelungen, im Rahmen eines Moratoriums für das ehemalige Bahnhofsgebäude in Wuppertal-Mirke den konzeptionellen Ansatz eines vielfältigen Stadt-Labors „Utopiastadt“ inhaltlich und räumlich so weit zu konkretisieren (inkl. Organisation eines Planungswettbewerbs), dass der Projektansatz anschließend schrittweise gefördert und realisiert werden konnte.

Ein Bahnhof von gestern als Labor für die Stadt von morgen. Der Mirker Bahnhof mitten in Wuppertal ist heute „Utopiastadt“. Ein Stadtraum, den engagierte Bürger für die Nachbarschaft erobert haben. Stolz nennen sie ihn einen „kreativen Cluster“, das Zusammenwirken vieler für nicht weniger als die „Initialzündung eines andauernden Kultur- und Gesellschaftskongresses mit Ambitionen und Wirkung“. Eine Keimzelle kreativer Stadtentwicklung. Utopiastadt soll ein Ort sein, an dem an Utopien gearbeitet wird.

Aus der Innenstadt Wuppertals kommt man durch die gemischte Nordstadt zum Mirker Bahnhof. Wunderschöne Altbauten vor allem aus den 1920er und 30er Jahren in verschiedenen Sanierungszuständen wechseln sich mit sogenannten „Bausünden“ aus den 70er Jahren ab. Erste Zeichen für das bürgerschaftliche Engagement im Viertel findet man an der Diakoniekirche. Rund um die Kirche sind Beete und Acker angelegt: der „Inselgarten“. Ein Urban Gardening Projekt für die Nachbarschaft. Blickt man von hier aus die Straße hoch, kann man „Utopiastadt“ schon sehen. Eine gründerzeitliche Sichtachse wird genutzt, um sie auf einem schwarz-weißen Banner anzukündigen.

Der 1991 stillgelegte Mirker Bahnhof, in dem das Zukunftslabor und Kreativcluster Utopiastadt sein Zuhause hat, wurde 1882 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Das Fachwerkhaus aus hellen Ziegeln ist teilweise mit weißgestrichenem Holz und Schieferplatten verziert. Einige Fenster sind notdürftig mit Holzplatten vernagelt, weil die Fenster defekt sind oder gestohlen wurden. In Sachen Sanierung muss also noch einiges getan werden, obwohl das Gebäude gerade dadurch seinen eigenen Charme hat.

In der Mitte des Bahnhofes, in der ehemaligen Schalterhalle, liegt der „Marktplatz“ von Utopiastadt: die Gastronomie „Hutmacher“. Seit 2013 ist sie hier. An der Wand hängen in dem sechs Meter hohen Raum kurz unter der Decke aus weiß gestrichenen Holzbalken alte Fahrräder und Plakate mit Konzertankündigungen. Dazu eine riesige Karte der Nordbahntrasse, der inzwischen berühmten Fuß- und Radwegstrecke, entlang der früheren Nordbahn hinter dem Bahnhof. Der „Hutmacher“ präsentiert sich in marodem Charme: Die Wände blättern in verschiedensten Pastelltönen und sind sporadisch verputzt, der Boden besteht aus beigen und schwarzen Fliesen. Blickfang ist die Theke des Cafés aus bunten Büchern. Der Holztresen ist eine Spende des Café Ada, welches ihn anlässlich des letzten Pina Bausch Festivals fertigen ließ. Dazu passt das recycelte Inventar: ein Sammelsurium aus alten Möbeln, Teppichen, Koffern und sogar ein Harmonium. Ein Schrank mit gespendeten Gesellschaftsspielen lädt zum Verweilen ein und die Kommode ist ein Erbstück eines der Utopiastadtmacher. Gemischt wie die Möbel ist auch das Publikum. Ältere Herrschaften sitzen neben Kindern mit mitgebrachtem Döner und Radfahrern, die sich erfrischen wollen. Bei der Auswahl der Getränke wird auf Nachhaltigkeit und Regionalität gesetzt. Der Kaffee kommt von einer lokalen Rösterei, die Limonaden kommen klimafreundlich aus der Region. Eine Besonderheit ist das eigens für das „Hutmacher“ gebraute Bio-Bier „Bärtig Bräu“. Der Gewinn jeder 6. Flasche fließt über einen Fonds in soziale Projekte des Quartiers.